Kapitel 20
Mit diesem Kapitel schließe ich das Buch mit Ereignissen in meiner Zeit im Tierheim in Giessen.
Die Erinnerungen an viele tolle Menschen bereichern mein Leben bis heute.
Und von den ca. 20 000 Tieren in all den Jahren im Tierheim hätte ich nicht eines vermissen wollen.
Unvergessen sind meine Begleiter während meiner Zeit im Tierschutzverein Giessen. Die dortigen 25 Jahre sind eine lange Zeit. Freude und Trauer waren alltäglich. Zwanzig Jahre als Vorsitzende mit viel Verantwortung für Menschen und Tiere haben viel Kraft gekostet. Der ständige Kampf mit Tiergegnern haben mich oft verzweifeln lassen. Podiumsdiskusionen mit "harten" Hundesportlern, Jägern, Befürwortern von Tierversuchen, Viehändler und Landwirten haben mich oft an meine Grenzen gebracht. Mutlosigkeit wechselten sich ab mit Wut und Kampfesgeist.
Tagespresse, überregionale Zeitungen, Radio, Fernsehen, sie alle haben geholfen, Missstände publik zu machen. Es war eine große Hilfe für den Tierschutz, die Bevölkerung zu sensibilisieren und dem Tierschutz den Stellenwert zu geben, den er nötig und verdient hat.
Tiere sind unsere Mitgeschöpfe, sie benötigen Hilfe, Fürsorge, Achtung und Schutz. Das ist nicht die Aufgabe einiger weniger Menschen, sondern die Verantwortung von uns allen.
Eine Überraschung erlebte ich, als mir der Vorstand mitteilte, ich würde die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen bekommen, ausgestellt von dem damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog. Ich war völlig überrumpelt und wollte nicht im Mittelpunkt stehen.
Meine Tierschutzkollegen waren da anderer Meinung. Ich habe lange überlegt. War das nicht eine großartige und einmalige Möglichkeit, den Tierschutz noch tiefer in die Herzen der Menschen und in die Öffentlichkeit zu bringen und andere aufzurütteln, ihre negative Meinung über die Notwendigkeit des Tierschutzes zu überdenken? Wenn der Tierschutzgedanke an oberster Stelle der Politik angekommen war- musste ich mich nicht freuen?
Ich durfte das nicht ablehnen! Dazu hatte ich kein Recht. So viele Menschen sind den steinigen Weg mit mir gegangen, haben mit mir Hürden überwunden und sind mit mir Berge hoch gestiegen, weil am Ende ein Lichtblick war! All diese Menschen haben geholfen, die Tiere in die Gedanken und in die Herzen vieler Menschen zu bringen. Durfte ich ablehnen? Natürlich nicht, die Achtung der Politik für meine Person war nicht ausschlaggebend. Nein, dieser Ordnen war ein Lob für meine Wegbegleiter und die Menschen, die mit mir diesen Weg geebnet hatten. Dieser Ordnen war für uns alle! Es war ein Orden auch für die Tiere, die aus dem Dunkeln der Vergangenheit ins Licht und in den Mittelpunkt gerückt waren.
So kam am 30. September 1997 der große Tag. Der Vorstand und Ehrenamtliche hatten alles vorbereitet und das Lokal wunderschön geschmückt. Mit großer Aufregung sah ich der Verleihung entgegen.
Mein Herz klopfte und die Tränen ließen sich nicht zurück halten. In diesem Moment dachte ich wieder an den kleinen "Winterigel", der "schuldig" war an meinem Tierschutzleben! Aber ich war ihm nicht böse. Alles sollte so sein. Mein Leben war erfüllt von einer wunderschönen Aufgabe. Tiere bereichern das Leben. Alles war gut, so wie es war.
Der von mir sehr geschätzte, damalige Landrat Rüdiger Veith verlieh mir den Orden.
Eigentlich eine ernste Angelegenheit, der man mit Würde begegnen sollte. Bestimmt fragen Sie sich nun, warum wir beide so herzhaft lachen.
Ich weiß ja nicht, ob Herr Veith im Anstecken von Orden keine Übung hatte oder vorsichtig sein wollte, um mich mit der Nadel nicht zu stechen. Mehrere Fehlversuche zwangen ihn, "kräftiger" zu zu fassen mit dem Erfolg, dass die Nadel sich durch den Stoff bohrte. Und wo sie wohl landete? Da muss man nicht dreimal raten! 😂Ein lautes "autsch" habe ich verschluckt!
In meiner Rede bedankte ich mich für die Aufmerksamkeit, die dem Tierschutz und meiner Person gewidmet wurde. Ich habe aber auch erklärt, dass ich als Einzelperson nichts hätte erreichen können. Die Einzelstimme hat kein Gehör und kein Gesicht. Nur viele Stimmen verschaffen sich Gehör und werden lauter und lauter bis viele Menschen aufmerksam zuhören.
Ich betonte, dass ich die Auszeichnung nicht für mich,
sondern für all meine Wegbegleiter in Empfang nehme. Und natürlich für die vielen Tiere, die meinen Lebensweg begleiten. Sie haben den Orden am meisten verdient, weil sie trotz aller Widrigkeiten und Quälereien von Menschenhand die Freundschaft zu uns halten.
Den Satz: Tiere sind die besseren Mensch ist es wert, überdacht zu werden.