Kapitel 19

2001 war ein großes Jahr! Der Tierschutzverein hatte allen Grund zum Feiern. Der Tierschutzverein wurde 40 Jahre alt. Durch harte Jahrzehnte war der Verein gegangen.
Finanzielle Sorgen brachten Verzweiflung und Mutlosigkeit.
Liebe Tierfreunde waren dem Druck nicht gewachsen und verabschiedeten sich vom Tierschutz. Die Sorge um die Tiere, die im Tierheim keine Aufnahme fanden, weil die Zwinger und alle Unterkünfte hoffnungslos überfüllt waren- Kopfzerbrechen, weil es immer wieder Probleme mit Personal gab. Wir hatten ein tolles Stammpersonal, aber es war schwierig, vernünftige neue Leute zu finden.
Dennoch verloren wir nie den Mut, und ich dachte oft an die Worte meines Großvaters: wenn man vor einer Wand steht und glaubt, der Weg ist zu Ende und es geht nicht mehr weiter, dann geht ein Spalt auf und Du kannst weiter marschieren auf Deinem Lebensweg weiter.
Und so ist es auch im Tierschutz. All diese Gedanken gingen uns Aktiven durch den Kopf und war Gesprächsthema, als wir beschlossen, diesen Ehrentag groß zu feiern.
Natürlich kam wieder die Frage- wie bezahlen wir das? Können wir Spenden nehmen und eine Feier ausrichten?
Wir stellen eine Einladungsliste zusammen und kamen auf zweihundert Personen. Nein, das konnten wir nicht von Tierschutzgeldern bezahlen.
Wie das so ist in aussichtslos erscheinden Situationen, wo ein Vorhaben zu scheitern droht, kam mir eine Idee.
Ich spreche bei der Firma Karstadt vor. Nein, meinten meine Vorstandskolleginnen. Karstadt spendet so viel fürs Sommerfest und auch mehrmals im Jahr. Diese Bitte grenzt an Unverschämtheit. Ich war da ganz anderer Meinung. Also fasste ich allen Mut zusammen und die Sekretärin der Geschäftleitung gab mir einen Termin.
Als ich zu Herrn B. vorgelassen wurde, schlug mein Herz bis zum Hals. Was mache ich nur? Bestimmt verärgere ich Herrn B. Er jedoch hörte mir aufmerksam zu. Er fragte mich, wie sein Haus helfen könnte. Ich berichtete ihm, dass unsere Gästeliste 200 Personen umfasste. Wir wollten ein Büfett anbieten und Getränke. Über eine Spende würden wir uns freuen.
Die Antwort von Herrn B. machte mich sprachlos. Mit der größten Selbstverständlichkeit der Welt sagte er mir zu, alle Speisen und Getränke von seiner Küche herrichten zu lassen, zu liefern und Personal zu stellen, um die Gäste zu bedienen. Wie gerne hätte ich ihn gedrückt- aber das habe ich mich dann doch nicht getraut.
Am großen Tag staunten alle Gäste über diese herrliche Büfett. Die Krönung war eine riesige Torte mit Aufschrift!
Die Gäste waren begeistert und es hat allen geschmeckt.
Es war ein wunderschöner Tag. Wir haben viel Lob erfahren. Diese Anerkennung hat uns gut getan. Und uns motiviert, unseren Weg weiter zu gehen.
Der Geschäftsführer vom Deutschen Tierschutzbund verlieh Frau Rethorn und mir die höchste Auszeichnung unseres Dachverbandes, die Franz von Assisi Medaille. Wir haben sie gerne entgegen genommen, doch nicht für unsere Person, sondern in Vertretung all der vielen Menschen, die unseren Weg begleiteten. Ohne diese engagierten Tierfreunde und Tierfreundinnen hätte wir nichts erreicht- und wenn wir noch so viel gestrampelt hätten. Einigkeit macht stark, mutig und gibt Halt.
Damals noch Dr., heute Professor Dr. Axel Wehrend nahm an der Feier teil. Die gute Verbindung zu ihm und seiner Abteilung der Veterinärklinik besteht bis zum heutigen Tag.
Herr Dr. Vockert, ehemaliger Leiter des Veterinäramtes Giessen begleitete die Feier mit Musik, die wunderbar zu dem Rahmen passte.
Herr Dr. Schünemann, ebenfalls vom Veterinäramt, ist unserer Einladung gerne gefolgt. Er war der Amtsarzt, der immer geholfen hat, wenn ich bei Tierschutzverstößen Amtshilfe benötigte.
Nie werde ich vergessen, als er an einem Sonntag am Telefon fragte: Frau Toth, muss ich Gummistiefel anziehen, oder kann ich die Strassenschuhe anbehalten? Wo führen Sie mich denn diesmal hin?
Natürlich feierte Landrat R. Veith und Oberbürgermeister M. Mutz mit uns und sprach anerkennende Worte über unsere Arbeit.
Der Vorsitzende unseres damaligen Patenvereins in Roquetas in Andalusien, Rüdiger Viehbahn, freute sich über die Einladung. Er hatte hier die Gelegenheitm, bei einem breiten Publikum, vor Kommunalpolitikern und der Presse von der Notwendigkeit des Auslandstierschutzes zu sprechen.
Die Moderatorinnen, Barbara Tietze Siehl und Claudia Ludwig, bekannt und beliebt von der Sendung Herrchen gesucht und anderen Tier- und Natursendungen, führten durch unser Fest mit Witz und Charme. Es wurde viel gelacht!
Es war ein rundum gelunger Tag und ein wunderschönes Fest. Für die Aktiven, das Personal, die Mitglieder und den Vorstand eine Bestätigung, dass wir alles richtig gemacht hatten im Tierschutz und im Tierheim. Das Lob und die Anerkennung hat uns gut getan- und man möge es uns Verzeihen, wir waren mächtig stolz.

 

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