Mein Wunsch ist es schon seit langer Zeit, ein Buch zu schreiben über meinen Tierschutz und einige Tiere und Erlebnisse, die fest in meinem Gedächtnis sind. Bisher hat mir die Zeit gefehlt und die Ruhe. Jetzt fange ich einfach einmal an. Schauen wir mal, wie weit ich komme.

 

Wie ein Igel mein Leben auf den Kopf stellte!

Kapitel 1

Cockeromi JackyEs war bitter kalt im Winter 1976. Da schickt man keinen Hund auf die Strasse. Wirklich? Unser Hund, Cockeromi Jacky, immer auf der Hut, nur nichts zu verpassen, schaute uns erwartungsvoll an. Spaziergehzeit! Ich blickte meinen Mann an- begeistert war er nicht von einem Spaziergang. Ein Blick aus dem Fenster ließ keine Freude aufkommen. Unser Hund wurde unruhig, hüpfte hin und her, wedelte erwartungsvoll mit dem Schwanz und rannte zur Tür. Seufzend und innerlich ein bißchen fluchend quälten wir uns aus dem gemütlichen Sessel. Warm eingepackt kamen wir unserer Pflicht nach.

Da kommen so Fragen auf- warum haben wir eigentlich einen Hund- ohne Hund könnten wir im warmen Wohnzimmer sitzen!

Hätte ich geahnt, dass sich nach diesem Spaziergang mein Leben von Grund auf änderte- ich wäre im warmen Zimmer geblieben. Glaube ich zumindest!

Eisiger Wind schlug uns ins Gesicht, unser Hund jedoch fand den Schnee herrlich. Mit gesenktem Kopf stapften wir durch den Schnee, Jacky tobte und schluge Kapriolen vor Lebensfreude. Plötzlich machte unserer Jacky einen Satz in die Luft und war im Schnee verschwunden. Sie wühlte und buddelte und gab ihre typischen "Jagderfolgslaute" von sich. Immer wieder steckte sie ihren Kopf in den Schnee, zuckte zurück und wurde immer zorniger. Dicke Schnellklumpen hingen an ihren langen Ohren. Sie war nicht bereit, ihren "Fundort" zu verlassen. Was nur war unter dem Schnee?

IgelWir schaufelten nun ebenfalls und fanden- einen Igel! Zusammengekugelt lag der kleine Kerl bewegungslos im Schnee. Ob er noch lebte? Wir hoben ihn hoch, zum Glück hatten wir dicke Handschuhe an. Der Igel war sehr leicht, er musste schon lange ohne Futter sein. Bestimmt wurde er in seinem Winterschlaf gestört und war nun dem Tod nahe. Spaziergang beendet, zurück zum Auto und schnell zum Tierarzt. Jacky war sehr empört, dass ich nun ihre Beute an mich genommen hatte.

Wir wollten versuchen, den Igel am Leben zu erhalten. In der Waschküche statteten wir eine große Kiste gemütlich mit Heu aus. Hundefutter schmeckte dem Igel. Alles schien gut zu gehen. Aber dritten Tag jedoch war der Igel weg. Akribisch suchten wir die Waschküche ab- vergebens. Dann hörten wir Kratzgeräusche. Das Stacheltier hatte sich hinten in der Waschmaschine verkeilt. Ein Schlauch musste von der nagelneuen Maschine zurschnitten werden, um das arme Tier zu retten. Mein Mann fluchte und entschied, dass wir dem Igel nun zweimal das Leben gerettet haben und jetzt andere in die Pflicht genommen werden müssen.

In Giessen gibt es doch bestimmt ein Tierheim. Ich wusste es nicht. Ich hatte bis zu diesem Tag noch nie etwas von einem Tierheim gehört. Ich rief bei der Stadt Giessen an und erfuhr, dass der Neubau des Tierheimes noch nicht fertig gebaut sei und die Fundtiere in einem Behelfstierheim im Unteren Hardthof in Giessen untergebracht seien.

Wir nahmen unseren Igel und fuhren dorthin.

Was ich dort sah, war so trauig. Eine Frau saß in dem übel riechenden, ehemaligen Schweinestall, hatte einen Hund auf dem Schoß und befreite ihn von Flöhen. Die Hunde saßen in den Schweinekoben. Ohrenbetäubend bellten sie uns sprangen an den Wänden hoch. Traurige Hundeaugen blickten mich an. Ich hatte das Gefühl, dass mir alle sagen wollten: nimm mich mit!

Und ich stand hier und gab ein Tier ab. Die Frau, die sich mir als Frau Porto vorstellte, nahm mir den Igel ab mit den Worten: für den kleinen Kerl finden wir auch noch einen Platz. Ich habe mich so geschämt! Ich nahm ihre beiden Hände und versprach ihr, jeden Tag zu kommen, um mit Hunden spazieren zu gehen. Sie winkte resigniert ab und antwortete mir: das sagen viele, aber kommen tut keiner.

Ich jedoch habe mein Wort gehalten und bin täglich mit Hunden spazieren gegangen.

Und wie es dann weiter ging und ich ein großes Unglück miterleben musste, das erzähle ich im zweiten Kapitel.

   
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