Kapitel 15

 

Viele Menschen haben mich begleitet und begleiten mich noch heute im Tierschutz. Es gab Kommunalpolitiker, die ich nie vergessen werde. Ihr Engagement für den Tierschutz war NULL- ja sie versuchten sogar, den Tierschutz als unnötigen Ballast abzutun, ihre Zahlungen an der Verein als "freiwillige" Leistungen einzustufen. Diese wollten sie nach Gutdünken geben- oder auch nicht.

Und dies haben sie auch jahrelang getan mit dem Ergebnis, dass dem Vorstand nie bekannt war, mit welchen Geldern zu rechnen war. Für die Planung und die Kalkulation für den Verein eine Situation, die schwer zu ertragen war. Wir wollten uns nicht länger als Bittsteller behandeln lassen.

Der damalige Landrat Rüdiger Veit war ein Tierfreund und hatte ein offenes Ohr für die Belange des Vereins. Er nahm sich immer Zeit für ein Gespräch, und oft saßen wir zusammen, um über finanziellen Zuwendungen für notwendige Baumaßnahmen zu sprechen.

Es war jedoch immer eine Gradwanderung zwischen Ablehnung oder Zustimmung. Denn alleine konnte Herr Veit nicht entscheiden!

Eines Tages hatte ich einen Termin bei Herrn Veit für ein wichtiges Gespräch. Die Sekretärin wollte mir nicht sagen, um was es ging. Ich hatte schon Herzklopfen, als ich vor Herrn Veit saß.

Was ich niemals zu hoffen wagte, hatte er Veit in einer Bürgermeisterdienstversammlung durchgesetzt! Wir waren keine Almosenempfänger mehr! Endlich war es in den Köpfen der zuständigen Damen und Herren angekommen, dass der Verein den Gemeinden viel Arbeit abnahm. Sie hatten verstanden, warum ihre Meinung falsch war, es gäbe ja gar keine Fundtiere in ihren Gemeinden.

Dass es keine herumstreunden Tiere gab, lag einzig und alleine daran, dass der Verein dafür sorgte. Die Tiere auf den Strassen, im Feld, im Wald, ja sogar auf der Autobahn wurden von Mitgliedern des Vereins eingesammelt. Die Anrufe besorgter Mitbürger, der Feuerwehr und der Polizei gingen beim Tierschutz ein- zu allen Tageszeiten. Es hatte lange gedauert, bis unsere Arbeit Anerkennung fand.

Herr Veit hat dafür gesorgt, dass die Zuschüsse für den Vereins als feste Ausgaben in den Kommunen fest geschrieben wurden. Pro hundert Einwohner von Giessen sowie den Kreisgemeinden wurde ein fester Betrag ausgehandelt, der jährlich erhöht wurde.

Diese Gelder wurden am Anfang des Jahres an die Finanzabteilung überwiesen und konnten dort vom Verein nach Bedarf abgerufen werden.

Das diese Vereinbarung Herrn Veit gelungen war ist- kurz gesagt- ein Meisterstück und sucht seinesgleichen. Diese Lösung hat es in der Vergangenheit noch niemals gegeben. Es war ein Meilenstein in der Geschichte des Tieschutzes. Vorbei die Zeit der Bettelei!

Wir atmeten auf, endlich konnten wir planen und notwendige Baumaßnahmen in Angriff nehmen.

In der Sendung Herrchen gesucht hatte ich die Möglichkeit darüber zu berichten und öffentlich Herrn Veit zu danken.

Andere Vereine griffen das Thema auf und unterbreiteten es ihren Landräten und Bürgermeistern. Es hat Schule gemacht und viele Vereine werden in dieser Form inzwischen unterstützt.

Herr Veit wurde Bundestagsabgeordneter- ein Poliker mit Herz, Verstand und sozialem Engagement. Hätten wir mehr solche Politiker, die Welt sähe ein bißchen besser aus. Leider hat er sich inzwischen von der Politik verabschiedet.

Ich konnte den Vorstand gewinnen zu zu stimmen, das Nachbargrundstück am Tierheim zu kaufen. Dort wurde eine Spielwiese für die Hunde errichtet. Endlich hatten wir Rudelhaltung, ein großer Vorteil für die Einschätzung der Hunde, ihre Verträglichkeit und soziales Wesen.

Eine Anlage für Kleintiere wurde angelegt und unser Mitglied Herr Tilli baute mit der Seniorenwerkstadt ein ganzes Hasendorf mit Holzhäuschen, sogar eine Kirche und eine Schule war dabei. Kaninchen, Meerschweinchen und Hühner tummelten sich dort. Und ein Papagei namens Coco- ihm widme ich noch ein Kapitel.

Einen Parkplatz konnten wir anlegen und das Grundstück gegenüber des Tierheimes erwerben. Dort sollten beschlagnahmte Großtiere untergebracht werde. Nachdem etliche behördliche Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt waren, konnten wir einen Stall bauen und einen Zaun ziehen.

Nach meinem Ausscheiden aus dem Verein brannte die Scheune mit Stall ab- Brandstiftung. Ein Täter wurde nie gefunden. Zum Glück waren zu der Zeit keine Tiere untergebracht. Die verwilderten Katzen, die alle kastriert waren und gefüttert wurden, haben leider ihre Heimat im Heu und Stroh verloren.

Und dann gab es auch unseren Oberbürgermeister Manfred Mutz, der leider viel zu früh unsere Welt verlassen musste. Ich denke noch heute an ihn und unsere "meetings"! Wir konnten herrlich zusammen "hessisch babbele"!

Herr Mutz hatte einen besonderen Humor, den manche nicht verstanden, ich fand ihn toll! Was haben wir für Diskussionen zusammen geführt im Stadthaus "am langen Tisch"! Grundsätzlich war Herr Mutz erst mal dagegen, wenn ich mein Anliegen vortrug. Er fegte meine Argumente vom Tisch! Fand alles unnötig und viel zu teuer!

Als wir uns eine Stunde die Köpfe heiß geredet hatten- jeder von uns wollte das letzte Wort behalten- kam der berühmte "mutzische Satz": ei wisse Se was, mache Se doch was Se wolle, das mache Se doch sowieso!

Das war seine Art, eine Genehmigung zu erteilen und eine Maßnahme zu billigen. Dabei machte er ein toternstes Gesicht - ging aber nicht, seine Augen blitzen schelmich!

Jetzt kann ich Herrn Mutz leider nur im Alten Friedhof besuchen, wo er seine letzte Ruhestätte fand.

 

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