Kapitel 27

Kater Stumpi- der Anfang meiner großen Liebe zu Katzen!

Junge amerikanische Soldaten übergaben mir im Jahre 1992 ein zitterndes, in einer schmutzigen Decke eingewickeltes Tier. Sie standen höhnisch grinzend vor mir. Ihren amerikanischen Slang konnte ich kaum verstehen. Ich "wickelte" eine Katze aus der Decke!
Große, angsterfüllte Augen starrten mich an. Das Tier sah schlimm aus! Er blutete an allen vier Pfötchen. Die Krallen hatte man ihm gezogen. Er hatte mehrere Brandverletzungen von Zigaretten am Körper. Und man hatte ihm den Schwanz abgeschitten bis auf ca. 10 cm.
Ich war entsetzt und wütend. So kamen mir diese Burschen nicht davon. Ich rief die MP und die deutsche Polizei, die auch sehr schnell kamen. Die drei Soldaten wurden in Handschellen von der MP abgeführt, die deutsche Polizei nahm die Anzeige wegen Tierquälerei auf.
Unverzüglich wurde der verletzte Kater der Tierärztin vorgestellt. Sie war erschüttert wie ich. Sie machte mir nicht viel Hoffnung, dass er die Verletzungen überlebt.
Nachdem Stumpi, wie er getauft wurde, behandelt und mit Schmerzmittel versorgt war, entschied ich, ihn mit nach Hause zu nehmen. Wenn er wirklich sterben musste, dann in einem kuscheligen Körbchen und nicht alleine.
Aber Stumpi war ein Kämpfer- und ich kämpfte mit ihm. Er gewann und wurde gesund. Die Wunden verheilten und er gewann mehr und mehr an Lebensfreude.
Unsere Hunde hatten ihn sofort akzeptiert und auch der Kater fand die Hunde toll. Als er so zum erstenmal in voller Größe vor mir stand dachte ich nur: mein Gott Katze- was bist Du hässlich! Er war ein rabenschwarzer Siammix mit einem spitzen Kopf, langen Ohren, hohe Beine, vorne wie ein O und hinten wie ein X! Sein kurzes Stummelschwänzchen war unaufhörlich in Bewegung und "pendelte" hin und her!
Als wenn das nicht an "Besonderheiten" genug gewesen wäre, setzte seine Stimme allem die Krone auf! Er hatte wohl von Miau noch nichts gehört. Er hatte eine schrille, durchdringende Stimme, die mit einer Katze wenig zu tun hatte.
Der anfänglich so ängstliche Kater, der am liebsten im Mauseloch verschwunden wäre, wurde ein selbstbewusster, selbstherrlicher kleiner Egoist! Aber mit so viel Charme und "Überzeugungskraft", dass man ihn lieben musste. Er war ein intelligenter Bursche, der genau wusste, was er wollte und wie er es bekam. Er war von A bis Z außergewöhnlich. Was wir mit ihm erlebt haben, ist einmalig.
Er war lieb, zärtlich und mit einem Wort: super toll! Solange, bis das Telefon klingelte! Dann verwandelte er sich zu einem kleinen Ungeheuer! Meistens gelang es mir, ihn beim ersten Klingelton noch vor die Haustür zu setzen. Wenn nicht, dann fing er an Töne von sich zu geben, die man nicht bescheiben kann. Ein Gemisch von gellemden Geschrei, Wolftgeheul und ein Geplärre wie von einem Gassenjungen! Er hüpfte neben das Telefon und fing an, den "Feind" zu verhauen. Oft sagte der Mensche am anderen Ende der Leitung, ich solle mich doch erst mal um mein laut weinendes Baby kümmern!
Stumpi war ein Kater, der in jedem Film hätte mit wirken können. Er hatte vor nichts und niemand Angst, war überall dabei- alles ohne Leine und Geschirr!
Er fuhr oft mit mir ins Tierheim, tapste hinter mir her ins Büro, lag auf dem Schreitisch und ließ sich weder durch Hunde noch durch Besucher stören. Und lustigerweise ließ ihn hier auch das Klingeln des Telefons kalt!
Der tägliche Spaziergang mit den Hunden ohne Stumpi, das gab es nicht. Kaum hatten die Hunde ihre Leine an, stand Stumpi schon an der Tür, ging mit zum Auto und hüpfte mit den Hunden in den Kombi! Der Spaziergang konnte noch so lange dauern, der Kater wurde nicht müde, schnupperte hier und dort, kletterte auf die Bäume und rannte in windeseile hinter uns her, wenn er den Anschluss einmal verloren hatte. Sein größtes Vergnügen war, Maulwurfshügel "glatt" zu buddeln und darauf sein Geschäft zu erledigen. Eines Tages hörten wir ein jämmerliches Miauen, ein wild umher jagender Kater, der sich verzweifelt über das Näschen putzte. Und warum? An seiner Nase hing ein Maulwurf, der nicht mehr gehen lassen wollte. Mein armer Kater! Seit diesem Tag hat er einen großen Bogen um jeden Erdhügel gemacht.
So lieb er zu Menschen und Hunden war, so sehr hasste er andere Katzen. Sein größter Feind war der Nachbarskater! Viele Kämpfe hat er mit diesem ausgetragen- und öfter war er verletzt.
Wir wollten in der Nacht zum Flughafen unsere Reise antreten. Wir waren am Koffer packen, als Stumpis typischer Kampfschrei zu hören war. Oh nein, nicht schon wieder! Wir eilten nach draußen und sahen ein wild kämpfendes "Katzenknäuel"!
Beherzt griff mein Mann zu, um unseren Stumpi vom bösen Feind zu retten. Doch das hätte er lieber lassen sollen. Außer sich vor Zorn drehte sich Stumpi um und biss meinen Mann mit voller Kraft erst in die linke und dann in die rechte Hand. Bestimmt war er der Meinung, dass er den Gegner in die Flucht geschlagen hat, denn dieser rannte in Windeseile davon. Stumpi schritt hoch erhobenen Hauptes ins Haus, sprang auf die Couch und fing an, sich ausgiebig zu putzen! Mein armer Mann stand da mit schmerzverzerrtem Gesicht und hoch erhobenen Armen. Das konnte ja ein lustiger Flug werden. Und der wurde es, denn den ganzen Flug über hatte mein Mann beide Hände erhoben, um das schmerzende Kopfen zu lindern. Zuschauer hatte er genug, denn seine in Rivanol gebadeten Hände waren leuchtend gelb und nicht zu übersehen.
Ich erinnere mich an ein Erlebnis, was mich in Schrecken und Angst versetzt hat.. Ich kam von einem Einkauf nach Hause. Stumpi empfing mich immer am Gartentor, egal wie lange ich außer Haus war. Kein Stumpi da! Auch nach einer Stunde keine Katze! Jetzt wurde ich unruhig und fing an, ihn zu suchen und zu rufen. Nichts! Ich setzte mich ins Auto und fuhr die Strassen ab. Nichts! Voller Panik fuhr ich bis zur Hauptstrasse. Er wird doch nicht dorthin gelaufen sein- kam mir in den Kopf. Ich parkte das Auto, ging einige hundert Meter in die eine und dann in die andere Richtung. Voller Angst schaute ich in die Gräben. Nichts! Ich fuhr wieder nach Hause in der Hoffnung, dass mein Stumpi dort auf mich wartete! Nein, kein Kater!
Ich blieb im Auto, mir kamen die Tränen, Horrorvorstellungen gingen mir durch den Kopf! Hat ihn jemand mitgenommen, hat ein Hund ihn erwischt, ist er in ein fremdes Auto gestiegen? Ich weiß nicht, wie lange ich so da gesessen und geheult habe, als pötzlich eine zornige Stumpistimme ertönte und er auf meinen Schoß sprang.
Da ist doch dieser kleine Gauner die ganze Zeit im Auto gesessen, war mit einkaufen und hat seelenruhig geschlafen, während ich ihn verzweifelt gesucht habe.
Überglücklich habe ich ihn gedrückt und beschmust. Ich wollte ihn gar nicht mehr los lassen, so froh war ich.
Dieser Kater war einmalig und nie mehr habe ich so eine Katze mit diesen Eigenschaften kennen gelernt.. Unvergessen ist er in unserer Familie!
Meine liebe Freundin Hella hat ihn gemalt. So könnt Ihr ihn auch bewundern, meinen Zauberkater Stumpi.

 

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