Kätzchen "Roma" und Welpe "Chispo" kommen sich in Wiesecker Wohnung näher
Von Franz Maywald
GIESSEN - Nach einer langen Reise sind das Kätzchen "Roma" und der verspielte Welpe "Chispo" in Gießen gelandet. Und rasch ist allen Beobachtern aufgefallen, dass die aus dem Tierheim "El Arca de Noé" in Albacete stammenden Fundtiere etwas ganz Besonderes sind. Die rund vier Monate alten Vierbeiner widerlegen auf Schritt und Tritt die aus der Antike stammende Spruchweisheit, dass Hund und Katze gewöhnlich miteinander verfeindet sind. Die Wendung "wie Hund und Katz" heißt in der Umgangssprache so viel wie: Da liegen zwei im erbitterten Dauer-Clinch.
Umso überraschender ist das Bild, das die zwei weit gereisten Tierkinder in der Wohnung von Sylvia und Peter Kunkel bieten. Lebendig, spielerisch rabiat und zugleich friedlich haben sie in den letzten Tagen alle Ecken ihres neuen Domizils erkundet. Auf oder unter dem Sofa, Sessel, auf Decken und Teppichen machen sie es sich bequem, oft eng umschlungen und "voller Glück", wie ein Beobachter auf den ersten Blick vermutet. So ein Stilleben kann aber flugs unterbrochen werden, wenn der weiße Mischlings-Welpe und das dezent getigerte Kätzchen zu einer wilden Verfolgungsjagd durch die gesamte Wohnung starten, in dunklen Ecken oder unter Möbeln verschwinden, um sich am Ende erschöpft gegenseitig in die Pfoten zu sinken.
Für Ilse Toth, Gründerin der "Tieroase Heuchelheim", sind die beiden Gießener Neu-Vierbeiner etwas Besonderes. Denn: "Als artunterschiedliche Tiere nehmen sie ihr gegenseitiges Verhalten an." Damit meint die erfahrene Tierschützerin grob zusammengefasst: "Der kleine Hund spricht schon die Katzensprache - und umgekehrt."
Sylvia Kunkel bestätigt, dass das Kätzchen "Roma" an einer Pfote ihres Gefährten "genau so knibbelt, wie das sonst nur ein Hund macht". Und wenn "Chispo" etwas zu viel wird, hebe er das Pfötchen "genau wie eine Katze", ergänzt ihr Ehemann. Die beiden Wiesecker Tierfreunde zählen zu einer von zehn Pflegestellen der Tieroase Heuchelheim, die sich um Hunde und Katzen kümmert, bis diese an geeignete Neubesitzer ("Adoptanten") vermittelt sind. Unterstützt wird das Ehepaar dabei von Sylvias Mutter, Hannelore Marquardt.
Vor fünf Wochen ist Ilse Toth vom spanischen Tierschutzverein El Arca de Noé, mit dem seit zwölf Jahren eine Partnerschaft besteht, per E-Mail über die "außergewöhnlich innige Freundschaft zwischen einem Kätzchen und einem Welpen" informiert worden. Beide seien am gleichen Tag, aber an verschiedenen Stellen, gefunden und im Tierheim abgegeben worden.
Damals waren sie circa zehn Tage alt, das Kätzchen hatte seine Augen noch nicht geöffnet. Im Tierheim wurden die zwei Findlinge unter eine Rotlichtlampe gelegt und mit Katzen- beziehungsweise Welpenmilch groß gezogen. Kaum hatte Ilse Toth die Übernahme zugesagt, haben die Baby-Vierbeiner alle notwendigen Impfungen erhalten und wurden gechipt. "Denn bei einer Reise durch Europa müssen die EU-Bestimmungen erfüllt sein."
Nach langer und sicher strapaziöser Fahrt in einem Transporter, der rund 40 Hunde und ein Dutzend Katzen zu Zielen in ganz Deutschland transportierte, landeten "Chispo" und "Roma" in der Tieroase Heuchelheim. "Zum Glück hatte der Pflegeplatz Kunkel gerade Platz", freut sich Ilse Toth, die ehemalige Vorsitzende des Gießener Tierheims. Sylvia und Peter Kunkel sind seit Kindheits- und Jugendjahren Tierfreunde und schon immer von Hunden begeistert. Sie besitzen selbst drei Katzen und einen Hund, der aus der Tieroase stammt. Insgesamt hat ihre Pflegestelle in den letzten Jahren schon 17 Hunde und eine Katze vermittelt.
Die Tieroase sucht eine geeignete und liebevolle Familie, die "Roma" zusammen mit "Chispo" adoptiert, damit diese Tiere niemals getrennt werden. Infos unter der Telefonnummer 0178/2189491.