Die Geschichte von dem Puma

Ich habe so viel geschrieben, dass ich mich nicht erinnere, ob ich die Geschichte von dem Puma schon erzählt habe. Die neuen Mitglieder unserer Guppe kennen sie bestimmt nicht.

In den achtziger Jahren rief mich der damalige Amtstierarzt Dr. R. aus Herborn an und bat mich, einen Platz für einen Puma zu finden. Ob er glaubte, dass ich als Vorsitzende des TSV Giessen und Umg. diesen Platz aus dem Hut zaubern konnte? 

Damals durften noch Wildtiere jeder Art in privaten Haushalten leben- oder besser dahin vegetieren. Diesem Puma ging es schlecht, er hauste in einem viel zu kleinen Zwinger. Auch die Gefahrenabwehr wurde nicht eingehalten. Ich beriet mich mit meiner Vorstandskollegin Frau Rethorn, ob wir uns der Sache annehmen können. Meiner Bitte um Hilfe wurde von der damaligen Sendungleitung von "Herrchen gesucht" erhört. Ich konnte mein Anliegen in der Sendung vortragen. Es meldete sich eine Dame aus Köln, die eine Erlaubnis hatte, Wildtiere aus Notfällen aufzunehmen. Der dortige Amtsveterinär bestätigte die artgerechte Haltung. Eine Pumadame war bereits in der Obhut der Dame.

Frau Rethorn erkundigte sich bei dem Zootierarzt in Frankfurt, wie und mit was man einen Puma betäubt und für die Fahrt vorbereitet. Ich höre Frau Rethorn noch heute: kein Problem, ich betäube den Puma und dann fahren wir zusammen nach Köln! Frohen Mutes betraten wir den Hof, ich schleppte die Transportbox, Frau Rethorn war "bewaffnet" mit Betäubungsrohr und Narkosemittel. Als der Puma uns sah, wurde er unruhig und lief aufgeregt in seinem Verschlag hin und her. Frau Rethorn zielte auf das Tier, drückte ab- und traf einen Holzpfosten. Übung macht den Meister war ihre Devise! Die Prozedur wiederholte sich einigemal, der Puma wurde immer hektischer, Frau Rethorn immer entschlossener, der Eigentümer am Fenster immer schadenfroher- und ich wurde langsam nervös. Endlich, der Schuss traf den Puma in den Popo! Er fauchte bitterböse, fing aber nach kurzer Zeit an zu torkeln und fiel schließlich um. Wir warteten noch einen Moment und gingen dann in den Käfig. Frau Rethorn fasste ihn an der Brust, ich am Hinterteil und wir trugen ihn zu der Transportbox. Wir staunten, wie leicht das Tier war. Als wir die Box geöffnet hatten und die Katze hinlegen wollten, sprang er blitzartig auf. Uns blieb vor Schreck bald das Herz stehen. Der Besitzer am Fenster fing laut an zu lachen, Frau Rethorn sprang mit einem Satz in den Käfig, machte die Tür zu und rief: Frau Toth, bleiben Sie ruhig stehen, dann macht er ihnen nichts. Na toll, Auge in Auge mit einem zornigen Puma! In Gedanken sah ich mich schon blutüberströmt am Boden liegen, als der Puma langsam auf unsicheren Beinen auf mich zukam. Ich wich langsam zurück- und ehe er zum Sprung ansetzen konnte, fiel er um und schlief! Die "mutige" Frau Rethorn kam aus ihrem sicheren Zwinger und in Windeseile schoben wir den Puma in die Box. Er bekam noch Augentropfen und ein Tuch über die Augen, damit diese nicht austrockneten. Dann ging die Fahrt los. Frau Rethorn ist eine "zügige" Autofahrerin- wir kamen also gut voran. Auf halber Strecke wurde der Puma wach. Er fing an, in seiner Box zu toben, die bedrohlich anfing zu wackeln. Da kroch ein Unbehagen in uns los! Frau Rethorn umklammerte das Lenkrad, fuhr nur noch auf der linken Spur und drückte das Gaspedal herunter. Mir wurde Angst und Bange! Als dannjedoch Frau Rethorn sagte::" lieber Gott, ich glaube ja nicht an Dich, aber mach, dass die Box zubleibt!"- bekam ich einen solchen Lachanfall, dass die Angst wie verflogen war. Wir kamen sicher in Köln an und der Puma heil in sein Gehege. Nun hatte er ein schönes Leben, wurde an seine Partnerin gewöhnt und lebte noch viele Jahre. Eine Kastration verhinderte Nachwuchs. Und wir, wir haben noch lange über diese Fahrt gesprochen, sogar in einem Buch konnte ich meine Geschichte erzählen! Natürlich waren wir die Heldinnen- dass wir Angst hatten, das haben wir natürlich für uns behalten. 

 

Puma

 

 

 

   
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