Kapitel 5

 

Nachdem ich zugesagt hatte, mich um die Öffentlichkeitsarbeit des Tierschutzvereins Giessen und Umgebung zu kümmern, kam der Ehrgeiz. Ich hatte keine Strategie. Das Wort sagt aus, dass die Öffentlichkeit informiert werde muss über das Vereinsleben. Dieses lag zu diesem Zeitpunkt fast in einem Dornröschenschlaf. Die Bevölkerung musste sensibilisiert werden für den Schutz der Tiere und die Notwendigkeit, unsere Mitgeschöpfe zu achten und ihnen Hilfe zu geben. Tierschutz ist Menschenpflicht und nicht alleine die Aufgabe eines Vereins. Mitstreiter und Mitstreiterinnen müssen gefunden und Geld muss beschafft werden! Tierschutz gibt es nicht zum Nulltarif.

Dies musste auch den Kommunalpolitikern und den Bürgermeistern der Gemeinden klar gemacht werden. Der Tierschutz darf sich nicht zu Bittsteller herabwürdigen lassen! Der Tierschutz hat eine kommunale Aufgabe übernommen.

Die ausgesetzten Tiere müssen versorgt werden. Hiefür gibt es Verordnungen und Gesetze. Und dies ist die Aufgabe der Gemeinden, in der die Tiere gefunden werden. Da die Gemeinden keine Auffangstationen haben, nutzen sie das Tierheim, welche diese Aufgaben übernimmt.

Es war ein langer und steiniger Weg, bis dies in den Köpfen der Damen und Herren angekommen ist. Mit "dummen Sprüchen" und irgendwelchen Paragrafen wollte man mich mundtot machen.

Mein Kampfgeist war erwacht.

Für eine Bürgermeisterdienstversammlung hatte ich mir ein Statement erarbeitet, um gut vorbereitet zu sein und Argumente zu haben. Ich wusste, man würde mich mit Phrasen versuchen "ab zu speisen"!

Geduldig wartete ich, bis man mir die Redeerlaubnis gab. Ich wollte es nicht glauben, als die Herren- es waren nur Herren- Bürgermeister gleich zu Beginn meiner Rede anfingen, ihr Frühstück einzunehmen. Ich brauchte eine kurze Zeit, um diese Unhöflichkeit, ja Frechheit zu realisieren. Dann platze mir der Kragen. Mit der Hand schlug ich auf den Tisch, dass die Tassen klirrten. Erschrocken und ungläubig schauten mich die Herren an. Herr Dr. Vockert, unser damaliger Amtstierarzt, der dem Tierschutz verbunden war, lächelte!

Ich sagte klar und deutlich, das ich dieses Verhalten nicht nur unhöflich, ja als frech empfinde, sondern als höchste Mißachtung gegenüber dem Tierschutz und meiner Person. Das würde ich mir nicht gefallen lassen und Wege finden, die Öffentlichkeit mit Hilfe der Presse zu informieren. Es kam eine in den Bart gemurmelte Entschuldigung. Man hörte mir zu- aber halb herzig. Und Gegenargumente gabe es genug von den Bürgermeistern. Sie haben nicht verstanden, um was es ging. Das dreisteste Argument kam von einem Bürgermeister der meinte, man könne ein gefundenes Tier in eine angemiete Scheune setzen. Wenn man dann hinten die Tür nicht schließen würde, wäre es wieder weg. Sie wollten es nicht akzeptieren und nicht glauben, dass man die "Fundsache Tier" ebenso wie einen gefundenen Wertgegenstand ein halbes Jahr aufbewahren müsse. Allerdings mit einem Unterschied! Man kann ein Tier nicht in einem Schrank aufbewahren. Es muss gepflegt und gut betreut werden, um es unversehrt einem evtl. Besitzer wieder aushändigen zu können.

Was diese Arbeit den Gemeinden für Kosten verursachen würde und was für die Versorgung von Tieren notwendig sei, wurde ihnen von Herrn Dr. Vockert erklärt. Da waren sie auf einmal ganz still, die Herren Bürgermeister. Ich denke, dass das Frühstück nicht mehr ganz so gut geschmeckt hat.

Nach einigen weiteren Kämpfen und heißen Diskussionen wurden die jährlichen Zuschüsse gezahlt. Es hat einige Zeit gedauert. Dank der großen Hilfe des damaligen Landrates Rüdiger Veit, der dem Verein sehr verbunden war, wurden die Zuschüsse anhand der Einwohnerzahl an den Kreis bezahlt und konnten von dort vom Verein abgerufen werden. Kurt Jung, ebenfalls ein Gönner des Tierschutzverein, verwaltete diese Gelder auf der Kreisverwaltung. Wir hatten eine große Sorge "vom Hals"! Was hier in wenigen Sätzen gesagt wurde, war ein oftmals zermürbender Kampf mit Menschen, für die Tiere in der Tat ein lästiges "Beiwerk" in der Gesellschaft waren.

Sammelaktionen in Geschäften , auf Märkten und Vorstellung von Tieren in Zeitungen mit der Bitte um Übernahme einer Patenschaft und Spenden spülten weiterhin Gelder in die Tierschutzkasse.

Doch unsere Hunde hatten immer noch keine Ausläufe und es gab für Katzen überhaupt keine Möglichkeit , sie einigermaßen artgerecht unter zu bringen. Der Kampf um finanzielle Unterstützung und Hilfe bei der Versorgung von Tieren war schleppend. Mit anderen Aktiven zermarten wir uns den Kopf, was noch zu tun sei.

Da kamen mir zwei Ideen, von denen ich im nächsten Kapitel berichte.

 

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