Kapitel 44

Meine große Liebe- Cleopatra!

Ich liebe Spanien, die Landschaft, das Wetter, das Wasser, die Leichtigkeit und das entspannte und entschleunigte Leben der Spanier. Die Menschen sind gastfreundlich und höflich! Sie lachen mit der Sonne um die Wette! Sie genießen das tägliche Leben, sind gerne in Gesellschaft und überaus fröhlich. Das steckt an- und auch ich werde dort ausgelassen und vergesse die täglichen Sorgen.
Es könnte der perfekte Urlaub sein. Könnte, wenn da nicht das Elend der Strassentiere wäre. Die Not der Tiere begleitet mich täglich. Die Hilflosigkeit, nichts tun zu können, ist sehr belastend.
Niemals bin ich ohne Futter unterwegs- keine Wanderung ohne eine Mahlzeit für die verlassenen, umher irrenden Tiere in einsamen Gegenden.
So frei und unbeschwert ich mich fühle, so traurig bin ich, wenn ich das Elend sehe. Ich bin hin und her gerissen zwischen Freude und Traurigkeit. Zwar versuche ich, meine Augen auf die Schönheiten des Landes zu konzentrieren, aber immer wieder verlieren sich meine Augen, so dass ich sie entdecke- die Katzen, oftmals mit einem Wurf, die auf ein bißchen Futter hoffen.
Nach einem anstrengenden Wandertag ruhten wir uns in unserer Ferienwohnung ein bißchen aus und genossen die untergehende Sonne. Die vielen Farben zauberten eine Märchenlandschaft, das Meer funkelte, als seien Tausende von Sternen in ihm versunken.
Alle traurigen Gedanken verschwinden, gerne läßt man sich fallen und fühlt die Leichtigkeit des Seins.
An jenem Abend hatte ich beste Laune, mir war zum Feiern zumute. Ein Musikabend mit den herrlichen, temperamentvollen und auch melancholischen Liedern von Andalusien! Diese Rhytmen und Klänge rissen jeden Zuhörer mit! Dementsprechend war die Stimmung unter den Zuhörern. Hier ist der Flamengo Zuhause- und das zeigen die Spaniern, die anfingen zu tanzen und jeden mit ihrem Temperament mitrissen!
Nach diesen herrlichen Stunden und vom guten Wein in beste Laune versetzt, traten mein Mann und ich den Heimweg in unsere Ferienwohnung an.
Als wir an einer Mülltonne vorbei gingen, wollte ich mein Papiertaschentuch entsorgen. Diese Tonnen waren damals noch ohne Deckel. Mit einem Satz sprang ich erschrocken zurück, denn es raschelte im Müll. Eine Ratte- das war mein Gedanke. Und von diesen hatte ich gehörigen Respekt!
Doch dann wurde ich neugierig und wollte wissen, wer oder was in dem Behälter "kruschelte"! Zum Glück strahlte eine Laterne über der Tonne. Ich wollte es nicht glauben- denn eine kleine Katze suchte nach Fressbarem. Wie war dieses winzige Tierchen da hinein gekommen? Von alleine sicher nicht!
Was sind das nur für Zufälle, dass ich hier mitten in der Nacht vorbei kam und gerade hier mein Tempo hinein werfen wollte? Die Worte meines Großvaters gingen mir durch den Kopf: es gibt keine Zufälle im Leben!
Beherzt griff ich in den Müll und schnappte mir den Winzling! Und diese kleine Teil biss sich in meinem Handballen fest und ließ nicht mehr los. Katzenbisse tun höllisch weh und der Schreck saß mir in den Gliedern,
Damit hatte ich nicht gerechnet! Mühlselig gelang es, das Mäulchen zu öffnen, damit ich meine Hand wieder zur freien Verfügung hatte. Das Kitten wehrte sich, fauchte , "spuckte" und gab abenteuerliche Töne von sich. Ich "fesselte" es in meiner Jacke, wo es auch schnell seine Gegenwehr aufgab.
In der Ferienwohnung wickelte ich es aus seiner "Zwangsjacke"! Die Augen völlig verklebt mit Eiter, das Fell schmutzig- und es stank! Wie lange es wohl schon ohne Mutter umher geirrt war, bis es im Müll landete? Ich säuberte es so gut es ging. Es wurde im Bad einquartiert. Es war klar, es musste mit mir nach Hause fliegen. Wie ich das anstellen sollte, das wusste ich auch noch nicht genau! EU Reisebestimmungen für Tiere konnten nicht eingehalten werden. Aber es zurück lassen- das ging auch nicht.
Die ganze Nacht schmerzte mein Biss höllisch. Die restlichen Urlaubstage war ich täglich beim Arzt, um meine Wunde versorgen zu lassen.
Mit der Kleinen gingen wir zu einem sehr netten und verständnisvollen Tierazt. Die Äuglein sahen schlimm aus! Sie konnte sie kaum öffnen , so rot, geschwollen und vereitert waren sie. Mieze zum Tierarzt, ich zum Arzt, so hatten wir uns die letzten Urlaubstage nicht vorgestellt.
Als die Augen besser wurden, kamen wunderschöne, blaue Augen zum Vorschein. Das verklebte, schmutzige Fall war seidenweich und von beiger Farbe mit Musterung. Eine kleine Siamkatze kam zum Vorschein.
Der Tag der Abreise kam und damit die Aufregung. Ich hatte eine kleine Katze ohne jegliche Papiere!
Das Katzenmädchen hieß nun Cleopatra und gehörte schon jetzt zur Familie. Sie saß ganz ruhig in einer kleinen Tasche, nur das Köpfchen schaute neugierig heraus.
Beim Einlass in die Abflughalle war sie der "Hingucker" schlechthin. Die nette Flughafenangestellte warnte uns, dass wir Schwierigkeiten in Deutschland bekommen würden.
Doch es gab keine Alternative- sie musste mit uns fliegen. Der Schutzengel hatte Cleopatra bis hierhin begleitet. Vielleicht flog er mit nach Deutschland?
Während des Flugs wurde sie etwas unruhig, maunzte ängstlich und wollte unter meinen Pullover! Die Flugbegleiterin lächelte, sprach jedoch auch ihre Bedenken aus.
In der Ankunftshalle klopfte mir das Herz bis zum Halse! Jetzt durfte nichts mehr schief gehen.
Hoffentlich winkte uns der Zoll nicht beiseite! Dann wäre alles vergebens gewesen und das Miezchen würde sicher gestellt.
Immer näher kamen wir zum Schalter. Ein aufmerksamer junger Mann stand dort und beobachtete mit kritischem Blick die Passagiere. Die einen ließ er durchgehen, andere winkte er zu Seite. Noch zwei Familien waren vor uns, dann schlug die "Stunde der Wahrheit "! Lauter wie mein Herz konnte sie nicht schlagen! Plötzlich kam ein anderer Flughafenangestellter und rief den jungen Mann vom Schalter weg. Und wir konnten einfach so durchgehen !! Cool bleiben- dachte ich- ruhig und gelassen weiter gehen. Meine Cleopatra stak unter meinem Pullover und schlief. Sie hatte sich die ganze Zeit nicht mehr bemerkbar gemacht. Gerade so, als wüsste sie, dass es um ihr zufünftiges Leben ging.
Als wir in in der Ankunftshalle waren, kamen mir die Tränen vor Erleichterung und Glück. Geschafft! Der "Schmuggel" war geglückt!
Cleopatra war wach geworden, streckte ihr Köpfchen aus dem Ausschnitt und gab ein lautes, typisches Siammiauen von sich. Es war akkustisch in der Halle weit zu hören! Viele Menschen drehten sich erstaunt um und suchten die Quelle dieser Töne!
Es gelang nicht, sofort und schnell in das Parkhaus zu kommen, denn die Leute wollten die kleine, wunderschöne Katze mit den strahlend blauen Augen sehen und streicheln. Das wurde meiner Mieze zu viel- und schwups, ging sie wieder in Tauchstellung und verschwand in meinem Pullover! Unerreichbar für alle!
Cleopatra wuchs zu einer Schönheit heran mit einem wundervollen Charakter. Sie wurde eine "Hundekatze", die mir überall hin folgte.
Cleo genoß ihr Leben und den Garten. Sie konnte stundenlang verträumt unter einem Busch liegen oder am Teich!
Niemals hat sie gekratzt oder war schlechter Laune. Sie war ein Sonnenschein!
Ich bin bis heute dankbar, dass ich diese Katze gefunden habe, die 13 Jahre mein Leben begleitet hat.
Und wieder einmal bin ich mir sicher, dass es ihn gibt, den Schutzengel für Katzen.
Oft denke ich an Cleo! Und ich bin sicher, dass auch sie vom Tierhimmel auf uns schaut!

 

Kapitel44

 

 

 

   
© Copyright 2018. All Rights Reserved.