Kapitel 50
 
Den Tierschutz im Gepäck!
 
Ein lang ersehnter Traum wurde im Jahr 2008 war! Im Herbst flogen mein Mann und ich nach Australien! Der Flug von 21 Stunden von Frankfurt nach Sidney war die Hölle! An Schlaf war nicht zu denken und der Körper schmerzte irgend wann von Kopf bis Fuß!
Ich beneidete die anderen Passagiere, sie selig schlummernd um mich herum scheinbar gemütlich in ihren Sitzen "hingen"! Ich jedoch war nur auf die Geräusche der Motoren fixiert und fand keine Ruhe.
Die Kurze Zwischenlandung in Singapur brachte keine Erholung und mir brach der Angstschweiß aus, als ich an den Weiterflug dachte. Doch alles hat einmal ein Ende und am Flughafen in Sidney angekommen, waren die Strapazen schnell vergessen.
Ein netter Taxifahrer brachte uns zu der Autofirma, um unser Wohnmobil abzuholen. Für die nächsten sechs Wochen unser fahrbares Zuhause!
Die Fahrt durch die große Stadt zog sich hin, und ein Blick aus dem Fenster machte uns so richtig bewusst, was es heißt, sich im Linksverkehr zurecht zu finden!
Wir saßen noch niemals in einem Wohnmobil. Und das Gefährt kam uns riesig vor!
Sehr zuvorkommend erklärte uns der Angestellte alles in Ruhe, was für uns wichtig war und wie wir uns in Notfällen zu verhalten hätten. Auf dem Betriebsgelände musste mein Mann Fahrübungen absolvieren, wobei ihm schnell der Schweiß auf der Stirn stand. Die Hitze, die Müdigkeit, das große Gefährt und Linksverkehr- Horror!
Das konnte heiter werden! Dann waren wir im Getümmel der Millionenstadt drin! Ampeln- die gab es so gut wie keine! Kreisverkehr regelte den Verkehr! Und das alles auf der linken Seite! Mein armer Mann! Hoch konzentriert versuchte er sein Bestes. Ich wurde auf dem Sitz immer kleiner! In Deutschland wären meinem Mann die übelsten Schimpfworte um die Ohren geflogen! Doch die Australier haben die Ruhe weg! So manches Auto musste anhalten, weil unser Wohnmobil "im Wege stand"!
Lachende Menschen winkten uns aus ihren Autos zu und die Fahrer fragten "where are you from! Oh, from old nice Germany! Take it easy! You learn it, to drive on the left side!" Und richtig, mit jedem Kilometer wurde mein Mann sicherer! Und als wir aus der Stadt waren, war er schon fast ein Profi!
Es war eine unbeschreibliche schöne Tour- und mit jedem Kilometer kamen wir unserem Ziel näher- das Outback im Nordterritorium!
In Darwin wollten wir länger bleiben und trotz der großen Hitze die Natur kennen lernen! Was wir alles gesehen haben, das würde ein Buch füllen. Die Pflanzen, die Tiere, vom kleinen Käfer bis zu den Kängeruhs - alles war so fremd und wunderschön! Es war ein Traum, von dem ich nie erwachen wollte. Die Vielfalt der Nationalitäten, die bunten Hautfarben der Menschen- faszinierend! Die Freundlichkeit und Akzeptanz untereinander, ich war begeistert!
Einen Tag wollten wir eine Strandwanderung unternehmen. Kilometer um Kilometer menschenleere Ufer, sanfte Wellen, Sonne satt und eine leichte Brise! Es war eine andere Welt! Diese Ruhe, nur das Plätschern des Wassers und die Schreie der Möven. Und nur wir und die Natur, weit und breit kein Mensch. Wir benahmen uns wie ausgelassene Kinder!
Gerne wären wir ins Meer gegangen! Doch das war lebensgefährlich! Tödliche Quallen glitten nahe am Ufer entlang. Unsichtbar waren ihr meterlangen Tentakel voller Gift, die einen Menschen in kurzer Zeit töten können.
Ungefährlich uns schön anzusehen waren kleine Riffhaie, die uns nahe am Ufer begleiteten, sodass man sie fast streicheln konnte. Schildkröten schwammen gemächlich im Wasser, nahe genug, um ihre Flossen zu sehen, die sie ab und zu aus dem Wasser hoben. Fische fraßen uns Brot aus der Hand! Es war wie im Paradies! Die Tiere hatten keine Angst vor den Menschen. Warum auch? Hierhin verirrte sich kaum jemand und war keine Gefahr für die Meeresbewohner!
Das Wasser war so glasklar, dass man die bunten, großen Muscheln am Grund sah! Auch im Sand lagen Prachtexemplare von unbewohnten Muscheln. Gerne hätte ich einige der Schönheiten als Souvenir mitgenommen. Aber das war streng verboten!
Wir genossen diese Wanderung! Die Welt schien uns alleine zu gehören! Die Schönheiten der Natur, die menschenleeren, unendlich erscheinenden Strände mit ihrer erholsamen Einsamkeit in einem Land, wo einem nichts Schlimmes widerfahren kann.
Jeder Meter hielt eine Überraschung bereit. Wir erlebten einzigartige Augenblicke, die eine tiefe Zufriedenheit und ein Glücksgefühl in uns auslösten. Erholung und Ruhe pur! Selbst die vielen skurrilen Tiere wie Echsen, Schlangen oder Spinnen machten uns keine Angst!
Plötzlich entdeckten wir eine riesige Meeresschildkröte, die bewegungslos ca. 30 Meter vom Ufer entfernt im glühend heißen Strand lag. Wir eilten zu dem Tier. Sie musste erst kürzlich gestorben sein, denn bei 50 Grad setzt die Verwesung schnell ein. Wir sahen keine Verletzung. Woran war sie wohl verendet? So nahe am rettenden Wasser! Ich legte meine Hand auf den Panzer des riesigen Tieres. Sie tat mir so leid! Ein wunderschönes Tier! Sie war sicherlich alt und hatte nicht die Kraft , das rettende Nass zu erreichen.
Wir wollten gerade traurig weiter gehen, als ein tiefes Schnaufen, was sich wie ein Stöhnen anhörte, erklang. Erschrocken gingen wir zurück. Wir berührten ihren Kopf, ihre Flossen . Das Tier bewegte sich ganz schwach , ächzte! Es lebte! Sie musste so schnell wie möglich zurück ins rettende Wasser! Vielleicht hatte sie noch eine Chance!
Wir versuchten gemeinsam, das riesige Tier, dessen Gewicht wir auf 100 kg schätzten, zu bewegen. Eine schier unmögliche, fast aussichtslose Situation! Mir ging der Spruch durch den Kopf: "selbst der Weg von 1000 Meilen beginnt mit einem Schritt".
Zentimeter für Zentimeter rutschten wir das Tier bei sengender Hitze durch den heißen Sand in Richtung Meer. Uns lief der Schweiß in Strömen, in kurzen Pausen schöpften wir wieder Kraft und schoben weiter und weiter! Als wir ca. zehn Meter vom rettenden Ufer entfernt waren, kam Leben in das kraftlose und völlig apathische Tier! Sie schien das Wasser zu riechen, spürte das rettente Element. Sie half mit letzter Kraft mit, die Flossen schaufelten sich durch den heißen Sand, der Kopf ragte weit aus dem Panzer, das Maul stand auf! Als das Wasser ihren Bauch umspülte, wurden ihre Bewegungen kraftvoller, der Kopf tauchte unter Wasser!
Die letzte Strecke bis ins tiefere Wasser war leicht. In diesem entscheidenden Moment verspürten wir ein Glückgefühl, eine tiefe Zufriedenheit, indem man schnell die Zeit der schweißtreibenden Anstrengung vergisst.
Langsam schwamm die Schildkröte ins offene Meer hinaus. Wir können das Gefühl nicht beschreiben und vielleicht können es die Menschen nicht begreifen- aber eine tiefe Zufriedenheit und Dankbarkeit , dass wir das geschafft hatten, zog durch unseren Körper.
Und als die Schildkröte sich noch einmal umdrehte, als wolle sie sich bedanken, hatten wir Tränen in den Augen. Lange saßen wir noch auf einem Felsen, schweigend und glücklich.
Viele Erlebnisse in diesem herrlíchen Land haben unser Leben bereichert und geprägt. Dreimal haben wir das Land bereist und noch einigen Tieren geholfen. Aber ein Ereignis wie mit dieser Schildkröte , das war einmalig und bleibt unvergessen.

 
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