Kapitel 34 - Hundekämpfe Teil II
 
Frau Rethorn und ich haben mit Volker Bouffier eine halbe Nacht in der CDU Geschäfsstelle in Giessen diskutiert, um die Verordung über das Halten gefährlicher Hunde in seiner vorgeschlagenen Form nicht zu unterstützen. Im Gegenteil, es war fatal, was hier zu Papier gebracht werden sollte.
Es war klar, dass er die Züchter, Liebhaber und Halter der Rassen w Staffordshireterrier und Pitbull- diese Hunde waren seiner Meinung nach die "Haupttäter", bestrafen würde.
Das Klientel, welches diese Hunde mißbrauchten für ihre scheußlichen Hundekämpfe undprotzige Angeberei, die würden durch die Maschen dieser Verordnung schlupfen. Und diejenigen, die die Hunde als Statussymbol oder Waffe benutzten, die würden laut lachen. Links ein Klappmesser in der Tasche und rechts einen scharf gemachten Pitbull- diese Typen fühlten sich als Herrscher der Innenstädte.
Es war lange überfällig, dass die Politik reagierte, doch sie reagierte falsch.
Es passierte genau das, wovor wir gewarnt hatten. Langsam verschwanden zwar die Hunde in Giessen vom Seltersweg. Die Passanten mussten keine Angst mehr haben. Aber die Hunde waren ja nicht weg, sie waren an unbekannten Orten verschwunden. Die behördlich beschlagnahmten Hunde kamen in Tierheime, chancenlos und unschuldig hinter Gitter.
Ich werde nie vergessen, wie erschüttert ich war, als ich die vielen Pits und Co. in den Zwingern sah, als wir das Frankfurter Tierheim besuchten. Für die Hunde eine Qual!
Für das Tierheim ein Desaster, denn es gab kaum Zwinger für Fund- und Abgabehunde. Und die Vermittlung der beschlagnahmten Hunde war fast unmöglich. Die einen Tiere waren von ihren Besitzern so verdorben und zerstört, dass ihre Resozialisierung lange dauern würde oder sogar unmöglich war.
Die anderen Hunde behördlich sicher gestellt. Ein Ende des Verfahrens in weiter Ferne!
Jetzt schwieg die Politik, ließ wieder einmal den Tierschutz im Stich.
Ich konnte den Vorstand des Giessener Tierschutzvereins überzeugen, dass wir nicht bereit sein dürfen, diese Hunde aufzunehmen und uns in die Nöte bringen zu lassen , mit denen andere Vereine zu kämpfen hatten. In unserem Tierheim sollten die Hunde nicht eingesperrt werden auf unbestimmte Zeit.
Den Hunden musste geholfen werden. Und diese Hilfe würde in einem Tierheim sehr schwer kommen!
Kaum eine Familie würde einen der sog. Listenhunde adoptieren.
Durch die Hetzkampagnen würden nur wenig Gassigeher ehrenamtlich mit den Hunden spazieren gehen.
Und die Tierfreunde und Tierfreundinnen, die sich um die Hunde kümmern wollten, mussten eine Prüfung ablegen. Die Kosten waren aus eigener Tasche zu finanzieren.
Die Hunde mussten einen Wesenstest bestehen.
Ein elendiger Kreislauf- kein Hundetest ohne befähigte Person! Und ohne befähigte Person keinen Test für die Hunde!
Listenhunde konnten aber nur mit Wesenstest vermittelt werden.
Um eine Lösung kümmerte sich kein Herr Bouffier mehr.
Als dann der Vorschlag kam, auf dem neu errichteten Parkplatz des Tierheimes Container aufzustellen, um dort die Hunde unter zu bringen, platze mir der Kragen.
Hunde in den Knast, fast ohne Licht, keine frische Luft, kein Auslauf- niemals- da war der Vorstand sich einig.
Und wie sollte das Personal von den Hunden geschützt werden, die wirklich durch "Training" der wirren Besitzer angreifen würden?
Fragen auf Fragen, aber keine vernünftige Antwort.
Und dann kam für Giessen die Rettung für die Hunde!
Ein Tierarzt aus dem Kreis erklärte sich bereit, beschlagnahmte Hunde aufzunehmen und auch Hunde von Besitzern, die dem Druck der Nachbarn und Familien nicht mehr aushielten.
Sie resignierten, wenn ihnen Hass und Ablehnung das Leben zur Hölle machte. Viele Besitzer trauten sich nur noch nachts auf die Strasse mit ihren Hunden.
Die Hunde bei dem Tierarzt erhielten Hilfe in jeglicher Form. Trainer boten ebenfalls Unterstützung an.
Bei manchen Tieren hat es lange gedauert, sie in sorgfältige und erfahrene Hände zu vermitteln. Viele wurden Familien in andere Bundesländer übergeben.
Nach meinem Wissen wurde ein Hund bei dem Tierarzt eingeschläfert, weil keine Verbesserung seines Sozialverhaltens möglich war. Als er dann einem Pferd die Bauchdecke aufriss, war der Punkt erreicht, ihn nicht mehr vermitteln zu können.
Züchter dieser Rassen, Tierärzte, Tierschützer und Ämter mussten erkennen, dass lange Zeit dem Tierschutz kein Glauben geschenkt worden war, welchen Mißbrauch mit den Hunden getrieben wurde. Das hat vielen, vielen Tieren ihr Leben gekostet.
Durch die Verordnung beruhigten sich die Gemüter nicht.
Die Öffentlichkeit hatte ein Recht auf Aufklärung, wie es weiter gehen sollte!
Eine Versammlung in Giessen wurde vorbereitet.
Als mich der damalige Amtstierarzt von Giessen, Dr. Vockert fragte, ob ich für den Tierschutz Rede und Antwort stehen und mein Statement geben würde zu diesem Thema aus Sicht der Tierschutzes.
Ich bat mir Bedenkzeit aus, stimmte aber letztlich zu. Auch um meinem persönlichen Ärger Luft zu machen!
Denn der andere Redner war Herr Bouffier!
Die Veranstaltung war im Hörsaal der Veterinärklinik in Giessen.
Schon vor Einlass standen mehr Menschen vor der Tür, wie Plätze vorhanden waren. Es war eine so aufgeheizte und aggressive Stimmung, dass Polizeischutz angefordert wurde.
Der Hörsaal war bis zum letzten Platz besetzt und diejenigen, die nicht mehr eingelassen wurden, schimpften lautstark.
Ich muss sagen, mein Herz klopfte mir bis zum Halse.
So eine aufgebrachte Menschenmenge hatte ich noch nicht erlebt, als Herr Bouffier in den Saal kam. Er wurde von drei Bodyguards begleitet.
Als sich endlich alle Zuschauer auf mehrmalige Bitten von Herrn Prof. Bostedt beruhigt hatten, konnte ich mit meinem Vortrag beginnen. Diesen hatte ich aufgegliedert in drei Punkte.
Ich berichtete, was in der Vergangenheit geschehen war an Unheil mit den Hunden und auch davon, wie alleine der Tierschutz all die Jahre von den Behörden gelassen worden war.
Der zweite Teil handele von der momentanen " Ist"Situation, die wieder die Hunde bestrafte und viele Hundebesitzer und seriöse Züchter der von der Verordnung betroffenen Rassen.
Ganz deutlich sagte ich in Richtung von Herrn Bouffier und der Landespolitik, dass diese Verordnung viele Lücken hat, die falschen Menschen trifft und die nicht verhindert hat, Hundekämpfe und Mißbrauch mit diesen Hunden zu verändern. Die Verordnung hat die Greueltaten verlagert! Und der Tierschutz , Liebhaber und Züchter dieser Rassen sind damit nicht zufrieden! Aus den Augen- aus dem Sinn- diese Motivation ist schändlich und hilft den Tieren nicht.
Als mein Vortrag, der 45 Minuten gedauert hatte zu Ende war, wurde es ganz still im Saal. Hatte ich etwas falsch gemacht? Aber dann klatschten die Menschen, standen auf, gaben mir die Hand und bedankten sich. Ich war erleichtert und auch ein bißchen stolz, als Herr Prof. Bostedt und Herr Dr. Vockert mit die Hand schüttelten.
Mit Buh Rufen begann Herr Bouffier seine Rede, die öfter mit Zwischenrufen unterbrochen wurde. Die Situation war unangenehm.
Und so war das Ende seines Statements alles andere als rühmlich. Fast tat er mir leid! Doch ich denke, Politiker sind hart im Nehmen und sehen das gelassen.
Doch dann passierte etwas, womit keiner gerechnet hatte. Eine zierliche Frau mit roten Haaren, die etwas hoch hielt , stürzte von den oberen Reihen den Mittelgang auf Herrn Bouffier zu.
Die Bodyguards traten sofort in Aktion, das "Etwas" wurde auf den Boden geschlagen und die Person von dem Politiker abgedrängt.
Das "Etwas" entpuppte sich als Aktenordner, die sie ihm wohl nicht auf den Kopf schlagen , sondern übergeben wollte.
Die Situation war auf der einen Seite belustigend, auf der anderenSeite überaus peinlich, als die Dame unter "Begleitung" der Sicherheitskräfte den Saal verlassen musste. Es war schon beunruhigend und störend.
Und ob man auf diese Art Akten übergeben muss, ist sicherlich trotz aller Emotionen nicht die feine Art und dem Tierschutz nicht förderlich.
Als ich zu Frau Rehorn fragend schaute und diese mit den Schultern zuckte, konnte ich von ihrem Mund den Namen der Frau "Täterin" ablesen. Eine Tierärztin aus dem Kreis- na toll!
Als mich Herr Prof. Bostedt nach dem Namen frage, schüttelte er empört den Kopf und murmelte: das ist ja eine Schande für unseren Berufsstand!
Diese Dame, den Namen möchte ich nicht nennen, denn sie ist streitlustig, hat mich zu ihrer Feindin erklärt. Bis zum heutigen Tag hat sie nicht aufgehört und wird nicht müde, mich zu diskriminieren! Sie hat versucht, andere Tierschützer für ihr Agieren zu gewinnen. Was ihr zwar erst einmal gelang- aber die Trennung kam schnell in Unfrieden!
Ich habe noch niemals ein Wort mit dieser Frau gesprochen und ihren Namen vor dem Zwischenfall im Hörsaal noch niemals gehört. Genauso wenig kennt diese Dame mich.
Was sie und ihre "Mitstreiter" und Mitstreiterinnen" Frau Rethorn und mir angetan haben, das werde ich am Ende meines Buches berichten.
   
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